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August 2020
Autor/Herausgeber/Reihe:
Peter Probst:
gelesen von Christian Tramitz
Titel:
Wie ich den Sex erfand
9.
Originaltitel:
Originaltitel
Erscheinungsland
Original: D
Erscheinungsjahr
Original: 2020
Eine Weltstadt mit Herz, ein fast noch dörfliches Viertel, eine sehr katholische Familie und Franz Josef Strauß – eine Jugend in den 70er Jahren.
Seit einigen Wochen sammelt der zwölfjährige Peter Gillitzer in einem Heft geheimnisvolle Worte. Unbefleckt und Hingabe, Empfängnis und feien, Unfehlbarkeit.
Er ist Ministrant und fromm, so katholisch wie seine Eltern, die er, das weiß er, nicht fragen kann, was diese Worte bedeuten. Und schon gar nicht solche wie Unzucht, Beischlaf, Porno, die er in den Gesprächen der Erwachsenen aufschnappt oder bei seinen Schulkameraden, die anscheinend alle über ein Wissen verfügen, das ihm nicht zur Verfügung steht.
Was bleibt ihm übrig, als zu tun als ob? Sonst würde er ja ewig der unscheinbare Gillitzer bleiben, der es nicht mal auf die Liste der von den Mädchen begehrten Jungs schafft. Gott sei Dank hängt ein großes Plakat von Franz Josef Strauß über seinem Bett, der ihm den einen oder anderer Rat gibt.
Peter Probst erzählt liebevoll und mit Witz von den Zumutungen der Pubertät und davon, wie die Revolte der Jugend in den 70er Jahren in ein konservatives Milieu einbricht und die Gesellschaft verändert. Zum Entsetzen der Erwachsenen und zu unserem Lesevergnügen ...
Gleichzeitig erscheint bei Kunstmann die Buchausgabe als gebundenes Buch/Hardcover.
Ungekürzte Lesung
2 MP3-CDs
Wichtiger Hinweis:
MP3-Version – nicht mit allen CD-Playern abspielbar
Um das Positive an diesem Hörbuch vorwegzunehmen: Der Vortrag ist so, wie ein Hörbuch sich für uns anhören sollte: Passend zum Inhalt lebendig und natürlich erzählt. Inhaltlich geht es um einen extrem naiven katholischen zwölfjährigen Jungen, der auszieht, den Sex und die Bedeutung einiger Wörter zu entdecken, die in seinem Zuhause tabu sind. Wie ich den Sex entdeckte wäre wohl ein treffenderer Titel gewesen. Auch wenn dies wohl eine sehr katholische Variante der Lausbubengeschchten sein soll, finden wir die Geschichte eher traurig als witzig. Die katholische Kirche hat sich ja schon immer darin gefallen, Wissen nur auf ihre inneren Zirkel zu beschränken und den Rest der Bevölkerung weitgehend dumm zu halten, aber wie hier ein religidiotischer Vater (und seine ebenso denkresistente Ehefrau) seine Familie im Deutschland der 70er Jahre dumm und naiv hält, ist eher ein Horrorroman. (Wohin solche "Bildung" und Erziehung führen, kann man seit Jahren in Amerika und seinem derzeitigen Präsidenten sehr gut sehen.) Mit Hilfe einer Heiligenbildpostkarte und einem Franz-Josef-Strauß-Poster (mit denen er neben seinem Schwanz Zwiesprache hält und die zusammen seinen Weg durch dieses Buch bestimmen) macht er sich auf, für CSU und Vater zu streiten und die Bedeutung von Wörtern zu entdecken, die nie zuvor ein ... nein, die andere Eltern ihren Jungen und Mädchen in seinem Alter sicher nicht mehr vorenthalten.´Und er versucht mit Lügengeschichten seine Beliebtheit bei seinen Mitschülern zu steigern und sich bei Mädchen interessanter zu machen. Beides läuft natürlich nicht wie geplant. Erzählt wird die Geschichte dabei durch die Gedanken dieses extrem naiven Jungen. Immer bleibt er dabei den politischen und religiösen Fanatismen seines Vaters und seiner Mutter treu. Und da der Autor selbst katholischer Theologe geworden ist, war eine Emanzipation des Jungen am Ende der Geschichte von vornherein ausgeschlossen und sie bleibt auch aus. Besonders traurig, weil es leider gar nicht so weit von der Wahrheit real existierender katholischer Familien entfernt ist. Das Ganze dann garniert mit einigen "bösen Wörtern" und dem Terroranschlag während der Münchener Olympiade. Gut war für uns, wie bereits gesagt, auf jeden Fall der Vortrag.
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August 2020
Autor/Herausgeber/Reihe:
Gilbert R. Pawel:
Titel:
Dem Morgen noch fern
Junge Liebe, Bd. 99 Jonas und Mike, Bd. 3
9.
Originaltitel:
Originalausgabe
Erscheinungsland
Original: D
Erscheinungsjahr
Original: 2020
In der Reihe Junge Liebe erscheinen beim Himmelstürmer-Verlag Coming Out-Romane für junge Leser. Die Handlungen der Geschichten spielen in der Familie, im Freundeskreis, ebenso wie in Schule und Sportverein und manche Autoren verarbeiten darin auch ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen aus der eigenen Jugend. Somit bieten die Geschichten aus der Reihe laut Verlag auch ein wenig Hilfestellung für schwule Jungs. Im August erscheint als Band 99 der Reihe der dritte Band der Geschichte von Jonas und Mike, die im Mai 2018 im Debutroman von Gilbert R. Pawel, Der Preis der Freiheit, begonnen hatte und im April 2019 mit Ein Platz in der Welt fortgesetzt wurde.
Zu Beginn des ersten Buches lebte der 17jährige Jonas mit seinem älteren Bruder Alexander und dessen Freundin Lisa im ärmlichen Viertel einer Großstadt. Ihr größter Traum war es, ihr kläg- liches Leben hinter sich zu lassen und an einem besseren Ort einen Neuanfang zu wagen. Am meisten litten sie dabei neben ihrer alkoholkranken Mutter unter dem Kleinkriminellen Mike, der als Schwulenhasser und Anführer einer Jugendbande bekannt war. Durch Zufall entdeckte Jonas Mikes homosexuelle Neigungen und begann eine Affäre mit ihm, aus der sich schnell starke Gefühle für den verhaßten jungen Mann entwickelten. Obwohl Mike ihn bei jeder Gelegenheit zu einem Liebesabenteuer bestellte, zeigte er sich Jonas gegenüber verschlossen: Er beharrte darauf, nicht schwul zu sein, weigerte sich, ihn zu küssen, und ließ keinerlei Emotion zu. Trotz der Warnungen seines Bruders steigerte Jonas sich immer weiter in seine Gefühle hinein. Um Mike näher zu kommen, begab er sich schließlich sogar auf die kriminellen Pfade seines Freundes. Als die beiden von Mikes gewalttätigem Vater beim Sex erwischt wurden, griff Jonas zur Waffe und wenig später waren sie auf der Flucht - zu viert.
Im zweiten Buch konnte Mike auch nach der gelungenen Grenzüberquerung nicht zu seiner Homosexualität und seinem Freund stehen, konnte seine kriminelle Natur nicht einfach hinter sich lassen. Als er Geld stahl, um die notleidende Gruppe zu unterstützen, kam es zu ersten Streitereien zwischen Jonas und seinem Bruder. Und als die Wohnung, von der aus sie sich ein neues Leben aufbauen wollten, sich als schäbige Unterkunft für wenige Tage entpuppte, gab Alexander Mike die Schuld an ihrer Situation. Im verzweifelten Versuch, seine Familie und seine Träume zusammenzuhalten, entschloß Jonas sich, selbst aktiv zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Im Glauben, daß es keinen anderen Ausweg aus ihrer Not gäbe, als sich selbst auf Verbrechen einzulassen, begegnete Jonas schnell seinen eigenen, inneren Dämonen. Und als eine unüberlegte Aktion zu seiner Verhaftung führte, gerieten seine Zukunft, seine Familie und auch seine Beziehung mit Mike in große Gefahr.
Dieser dritte Band spielt vor den Geschehnissen im ersten Buch und der Leser erfährt mehr über Mikes Vorgeschichte. Ehe Mike im ersten Band dieser Reihe auf Jonas traf, zählte für ihn nur eines: Seine Stellung als Anführer einer Jugendbande, sein Ruf als König seines Stadtviertels. Seine homosexuellen Neigungen verdrängte er und unterdrückte seine Gefühle mit Drogen und Gewaltverbrechen, immer darum bemüht, anderen seine Stärke und Männlichkeit zu beweisen. Für ihn und seine Leute, allen voran der hyperaktive Kevin und der hinterlistige Andy, gab es keinen Sinn im Leben, ihr Alltag bestand nur aus Einbrüchen und Diebstählen, Partys und Drogenexzessen.
Als eines Tages der junge Fabian zur Gruppe stößt, fühlt Mike sich sofort zu ihm hingezogen. Er nimmt ihn in seiner Bande auf und führt ihn in die harte Welt der Straße ein. Schnell wird Fabian die Perspektivlosigkeit dieses Lebens bewußt, doch die Stärke, mit der die Jugendlichen sich umgeben, und die niemals endenden Feiern lassen ihn seine Bedenken vergessen.
Mit der Zeit wird Mikes Interesse an dem Neuen immer offensichtlicher, und je mehr er sich darum bemüht, Fabian vor Gefahren zu beschützen und aus allen kriminellen Aktivitäten herauszuhalten, desto mißtrauischer werden seine Leute und umso mehr lehnen sie Fabian als Teil ihrer Gruppe ab.
Bei dem Versuch, sich seinen neuen Freunden zu beweisen, geht Fabian immer weiter über seine eigenen Grenzen hinaus. Er greift zu Drogen, läßt sich von Andy zu einem Überfall überreden und plant schließlich selbst einen Raub.
Zunächst scheint das Glück auf seiner Seite zu sein, ein ums andere Mal kann er der Polizei entkommen. Doch als Mike sich endgültig im Chaos seiner Gefühle verliert und Kevin im Rausch zur Waffe greift, geraten die Dinge außer Kontrolle und die Nacht ohne Morgen fordert ihr blutiges Opfer ...
Auf den knapp 120 Seiten dieses Romans kann nun einmal keine tiefgehend beschreibende Geschichte erzählt werden, aber insgesamt erscheint uns diese Geschichte doch zu unglaubwürdig und überhastet abgefackelt. Zwar liest sich das Buch sehr gut, aber wirklich nachvollziehbar ist darin sehr wenig. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, noch ein wenig zu warten, die Geschichte gründlicher durchzuarbeiten und um einige Seiten zu erweitern (und besonders das Ende noch einmal zu überdenken). Übrigens gibt es eine Art weiteres Kapitel, das sich unmittelbar an das letzte dieses Buches anschließt, in der diesjährigen Ausgabe der Pink Christmas-Reihe.
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